Narben

30
Okt
2010

Na, wer hat's erwartet???

Logisch, war Freitag auch nicht "die Tage" gewesen!

NACHTRAG:

Samstag auch nicht, aber dafür Profilschleichertag bei jappy. Ich schnall's immer noch nicht...

29
Okt
2010

es ist immer noch nicht "die Tage"

Der verehrte Leser wird es wohl kaum anders erwartet haben, auch Donnerstag war nicht "die Tage" und Freitag wird es wohl nicht anders sein.

Ja, das Spielchen war verdammt clever und klein dummdoof Fegefeuer ist einmal mehr darauf reingefallen.

19
Okt
2010

Hast du Narben in der Seele, hast du geliebt

Dem geehrten Leser, der sich fragt, was ich für ein gemeines Frauenzimmer bin, das einen Mann dafür verflucht zu seiner Beziehung zu stehen.

Der falsche Mann und ich

Der falsche Mann arbeitete in dem Unternehmen, in dem ich mein Praktikum vor der Ausbildung absolvierte. Ich habe ihn gesehen und fand ihn vom ersten Moment an total süß. Zwei Wochen konnte ich es für mich behalten, dann habe ich es einer anderen Auszubildenen erzählt. So kam der Tag, den ich nie vergessen werde. Es war ein Freitag und wie jeden Freitag kam er ins Büro. Kurz darauf stand eben jene Azubine vor mir, bat mich um meine Hand und als ich sie ihr völlig perplex hin hielt, legte sie einen kleinen gelben Post-it hinein, schloß meine Finger darüber und grinste mich ganz breit an. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich die Finger öffnete, seine Handynummer und sein Name standen darauf. Immerhin konnte er wohl auch meinen Anruf nicht erwarten, denn er rief mich vielleicht eine Viertel Stunde später im Büro an. Natürlich war alles nicht so einfach, er war gerade zu einer 13-monatigen Haftstrafe verurteilt worden und wollte daher gar keine Beziehung, aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht so lange um eine Chance gebettelt hätte, bis ich sie schlußendlich bekommen habe. Sehr viel später erklärte er mir einmal, dass er nur unter der Bedingung einer offenen Beziehung zugestimmt habe. Keine Ahnung, ob ich nicht mitbekommen habe oder nicht mitbekommen wollte, zu dem ist es mir heute noch ein Rätsel, wie ein Freigänger mit derart straffem Zeitplan noch eine Affäre oder mehr unter einen Hut gezaubert hat.

Neun Jahre habe ich, wenn sein Name fiel, nur seine schlechten Seiten herausgekehrt. Aber es war nicht alles schlecht. Ich erinnere mich an Abende, wo wir uns die halbe Nacht mit James Bond auf der Playstation um die Ohren geschlagen haben. Wir konnten selten die Finger von einander lassen und noch heute frage ich mich, wie wir es geschafft haben, nie eine Anzeige wegen erregen öffentlichen Ärgernisses zu bekommen. Wir waren am Wochenende ständig bei seinen Eltern, die im schönen Grünen, noch ein Stück hinter Oranienburg, wohnen, wir haben Eintrittsgelder umgangen, in dem wir über Zäune geklettert sind. Wir waren angeln, rundherum gibt es herrliche kleine Seen, es war ein wunderschöner Sommertag und ich hab sogar Fische gefangen, nach dem ich langsam aber sicher das Gefühl hatte, dass ich sie nur füttern würde. Ja, ich hab etwas heftig angezogen und ihm charmant das zappelende Wesen vor die Nase gehalten und erklärt, dass ich es nicht anfassen werde. Nach dem ersten Erfolg hat es richtig Spaß gemacht, denn meine Fische erkannte man im Eimer daran, dass sie nur noch ein Auge hatte, ich hab es immer geschafft ihnen den Haken durch das Auge zu jagen, und ich hatte nicht nur mehr Fische als er, sondern auch größere. Die Katze konnte sich hinterher richtig den Magen vollschlagen. Seine Mama mochte mich und sein kleiner Bruder auch. Auf Dorffesten hat er mir Blumen geschossen.

Ich habe ihm oder eigentlich uns eine neue Wohnung gesucht, weil in seine alte jeden Tag die Zwangsräumung flattern konnte. Nach einem heftigen Streit, setzte er mich kurzerhand vor die Tür, das war noch eine Zeit, als meine Habseeligkeiten in eine große Reisetasche passten und keine zwei Tage später stand er reumütig vor der Berufschule, mit einer Rose in der Hand. Meine Eltern mochten ihn nie, sein Gefängnisaufenthalt passte einfach nicht ins Bild und nach dieser Aktion war er noch weiter unten durch.

Silvester 1999 waren wir am Brandenburger Tor, zur 2000er Loveparade haben wir fast drei Tage durchgefeiert. Die Entscheidung KitKat Club oder Swingerclub, hab ich nach dem Preis entschieden und freilich lagen wir uns hinterher ganz böse in den Haaren. Ich habe es gehaßt, wenn er sich einen Spaß draus gemacht, mich in die Videothek zu schicken und Pornos zu holen, er brauchte nur zu sagen, dass ich mich nicht traute und schon trottete ich los. Um unsere ständig klamme Kasse aufzubessern, hab ich mich überreden lassen, mit ihm zu einem Vorstellungsgespräch für ein Internet-Live-Cam-Unternehmen zu gehen. Ja, die waren etwas erstaunt, dass ich vom Personalwesen etwas mehr verstandt, als meine Klamotten zu dieser Zeit aussagten und wir waren schneller wieder von deren bevorzugten Liste runter als wir bis 3 zählen konnten. Im Nachhinein betrachtet wohl auch besser so.

Silvester 2000 vergaßen wir eine Plastikschüssel auf der Party zu der wir eingeladen waren, als er sie ein paar Tage später abholte und dafür nur unglaubliche 6 Stunden brauchte, platze mir der Kragen und ich rief einen Bekannten an zum Dampf ablassen und erklärte diesem, dass der falsche Mann mal richtig eins drauf bekommen müßte. Den Abend kam er nicht nach Hause, aber auf meine Mailbox tönte, dass es vorbei ist, schließlich hätte ja jemand meine Worte misverstehen und tatsächlich in die Tat umsetzen können. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben um halb 7 im Büro und heulte wie ein Schloßhund vor der Küchentür, meine liebste Kollegin sammelte mich behutsam auf, trocknete meine Tränen, füllte mich mit Kaffee ab und half mir durch den Tag. Er ließ sich zu keinem Zurück bewegen, so half mir eine Freundin meine Tasche packen und gehen. Im Büro war ich montags bis donnerstags das kleine Häufchen Elend, nur freitags Nachmittag verfrachtete ich Ketten und Ringe blitzartig hinter dem Monitor und gab die Abgeklärte. Mit Erfolg, wie mir einige seiner Kollegen steckten.

Mama buchte eine Last-Minute-Reise, aber selbst eine Woche Sonne im Winter änderten an meinem gebrochenen Herzen nichts. Kaum aus dem Urlaub zurück übernachtete ich bei ihm, wir wollten es noch einmal versuchen. Und wie wir so kuschelig im Bett lagen, spürte ich, dass etwas nicht stimmt und da ich manchmal ganz dumme Geistesblitze habe, fragte ich ganz trocken "Was ist los, wirst Du Vater?". Daraufhin saß er kerzengrade im Bett und schaute mich an, als sei ich der Teufel in Person. Das ich danach sagt, dass am nächsten Morgen eine Porsche vor meiner Tür steht, hat ganz nebenbei nicht funktioniert, nur so am Rande erwähnt. Ja, er sollte Vater werden, dabei war er nur einmal mit ihr im Bett, ich schwöre Dir Anfang Dezember. Praktischerweise war eine Bekannte von mir auch grad schwanger und als ich so mit ihr die Daten abglich, merkten wir recht schnell, dass da irgendwas nicht stimmt. Ich schwöre Dir Anfang November. Seine Mama war überglücklich, dass ich ihrem Sohn noch eine Chance gegeben hatte und selbst sie glaubte nicht an dieses Kind. Auch er hatte sich verändert, über seinem Bett prankte eine Liebeserklärung, er fand Graffiti scheiße, aber ich liebte sie, er war eifersüchtig, das mir die Ohren schlackerten, er kontrollierte mein Handy, wieviele sms ich verschickt hatte und er erklärte mir, dass ich unser Kind gleich nach meiner Abschlußprüfung bekommen würde, das sagte er mir auf dem Weg vom S-Bahnhof nach Hause, ich seh es vor mir, er hatte eine blaue Arbeitslatzhose an.

Schlußendlich machte er an einem Mittwoch im Juni Schluß, ich war zu Hause bei Mama, als er anrief und mir erklärte, dass es keinen Sinn macht, denn ich würde mit der Situation, dass er jetzt schon Vater wird, nicht umgehen können. Ja, ich hatte mich ein wenig negativ über den angedachten Name geäußert. Das Kind kam übrigens nicht. Im Juli erfuhr er, dass sie das Kind, dass im August auf die Welt kommen sollte, schon im März verloren hatte, nach dem ihr Freund sie verprügelt hatte. Er saß mit Tränen im Büro und ich versuchte immer noch ihm zu erklären, dass auch das nur eine Geschichte war, er hatte nie ein Ultraschallbild gesehen und nichts. Das Kind, das meine Beziehung endgültig zum Scheitern verurteilt hatte, hatte nie existiert.

Bis zum Ende des Jahres landeten wir noch drei Mal gemeinsam im Bett. Mein kleines Herz hoffte jedes Mal, dass es ein neuer Anfang sein sollte und wurde jedes Mal bitterlich enttäuscht. Ich ertrug Nachrichten wie "Hatte grad Sex, treffen wir uns heute Abend?" mit Zigaretten und ohne Stolz. Das letzte Mal war auf einer mehr oder minder legalen Geburtstagsparty, alle Welt war entsetzt, dass wir schon so lange nicht mehr zusammen waren und Bekannte trösteten mich mit den Worten "so, wie er dich die ganze Zeit ansieht, das wird schon wieder". Wurde es nicht. Das letzte Mal gesehen haben wir uns, als wir uns den 1. Teil von Herr der Ringe im Kino ansahen, ich weiß nicht mehr, was an diesem Abend vorgefallen ist, aber ich schloß mit ihm ab.

Einen Monat später lernte ich den Mann an meiner Seite kennen, schneller als andere bis drei zählen waren wir ein Paar und zogen zusammen. Als der falsche Mann meinen Geburtstag vergaß, obwohl wir doch Freunde bleiben wollten (seine Worte, nicht meine), nahm ich mir die Schuldscheine, die er mir kurz vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis unterschrieben hatte und suchte mir einen Anwalt. Danach waren wir keine Freunde mehr, er drohte mir, bei seinen Anrufen wurde ich weiß wie eine Wand. So floß die Zeit dahin, ich habe meinen Titel gegen ihn nicht einmal weiterverfolgt.

Irgendwann in diesem Jahr schrieb er mich bei stayfriends an, fragte, wie es mir ginge. Ich habe ihm geantwortet, dass es mir besser ginge, wenn ich mein Geld hätte, daraufhin las ich nicht mehr viel von ihm. Ein neuer Job und Gespräche über alles und jeden, führten dazu, dass ich vor nicht allzu langer Zeit auf dem Heimweg im Bus saß und es für mich nichts wichtigeres gab, als ihm zu schreiben, dass Vergangenes vergangen ist und bleibt. Als ich die Bilder sah, die er neu hochgeladen hatte, musste ich mir auf die Finger klopfen, nicht den Monitor zu streicheln. Es wurde ein reges hin und her an Nachrichten, manchmal vielleicht ein bißchen doppeldeutig und irgendwie erinnerten sie mich an flirten, als er schrieb, dass er meist bei seiner Freundin ist, setzte mein Herz wieder einmal einen Herzschlag aus, aber an seinen Worten änderte es nichts. Bis es ihr anscheinend etwas zu bunt wurde und sie mir erklärte, dass sie eben nicht über alles hinwegck sieht und der falsche Mann sieht es genauso und ich würde ja nicht wollen, dass es ihm nicht gut geht. Gut, dass auf meinem Handy prankte, dass der falsche Mann und ich am nächsten Morgen ab 8 Uhr simsen wollten. Ich hatte meine Vorbereitung getan, eine email-Adresse nur für ihn eingerichtet und ihm erklärt, dass wenn wir uns auf einen Kaffee treffen, dann sicherlich nicht bei ihm zu Hause, sondern an einem neutralen Ort und das ganze ordentlich in eine SMS verpackt unter Entwürfe gespeichert. Freilich kam er mir zu vor. Bis ich Feierabend hatte, hatte ich zwar schon mehrere emails bekommen, darunter auch eine mit Anhang, die mich in meiner Weigerung den Kaffee bei ihm zu trinken nur bestärkte, aber wir hatten uns auf keine Ort einigen können, so dass ich ganz fest der Annahme war, ich werde wohl dann doch nach Hause fahren. Erst auf dem Weg zum Bahnhof ereilte mich ein "Treffen wir uns im Ring-Center", das war okay und lag mehr oder minder auf meinem Weg.

Er hatte sich gar nicht verändert, optisch jedenfalls, menschlich anscheinend schon, stolz gab er an, dass er im Job etwas erreicht hatte, vielleicht trug er etwas dick auf, aber das war mir auch egal, dass er jetzt treu war, dass er mit seiner damals angeblich besten Freundin lange Zeit zusammen war und auch ein Kind mit ihr hat. Ja, wußte ich schon vorher, der Name ihres ältesten Sohn ist so selten, dass selbst er es nicht geschaffte hätte, zwei Frauen mit diesem Kindernamen zu finden, außerdem hatte ich schon früher vermutet, dass sie etwas mit einander hatten, dafür haben sie schlicht und ergreifend viel zu viel Zeit miteinander verbracht. Das er Weihnachten noch allein vom PC saß und ihn seine Eltern abholten, damit er mit ihnen feiern konnte. Er brachte mich brav bis zu einer U-Bahnstation, wir quatschen noch einwenig, trafen prompt eine gemeinsame Bekannte (die ich niemals erkannt hätte) und als sie uns etwas irritiert anschaute und fragte, ob wir wieder liiert wäre, antworteten wir erschrocken aus einem Mund "nein". Der einzige Körperkontakt, den wir hatten, war, dass er mir kurz ins Knie kniff, als ich ihn aufzog. Wir verabschiedeten uns, er würde sich melden, ich stieg aus, ging in die Treppen zur U-Bahn herunter und hätte am liebsten meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Diese Augen, ich war darin versunken. Da mich von dem Ich von früher nicht nur 9 Jahre sondern auch gut 20 Kilo mehr auf den Rippen trennten, war ich eigentlich davon überzeugt nie wieder etwas von ihm zu hören. Aber er tat es. Unsere Mails waren plötzlich sowas von nicht mehr jugendfrei, das selbst mir die Ohren klingelten. Dann kam das zweite Date. Wir trafen uns nahe bei meiner Arbeit, wir redeten, wir küßten uns, wir gingen Frühstücken (um halb 2), wir küßten uns wieder, wir tranken noch einen Kaffee gemeinsam mit dem weltbesten Teufelchen, er gab mir einen Abschiedskuß und ging mit den Worten er meldet sich. Mein Herz schlug unabläßlich und wie vom Donner gerührt, spürte ich, dass ich noch immer ganz tiefe Gefühle für ihn hatte.

Als er mir dann am Sonntag die Affäre anbot, war ich erst wütend, was ihm einfiel, wußte er nicht mehr, dass eine Affäre gegen alles sprach, was mir heilig war. Dank ihm weiß ich, wie verletzend es ist, betrogen zu werden. Doch auf einmal durchzog es mich wie einen Blitz, dass dieser falsche Mann alles war, was ich wollte, was ich brauchte, auch wenn es gegen jede Regel in meinem Leben sprach.
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Das Fegefeuer ist die Qual, die ich über mich ergehen lassen muss.

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