Vorab, Mittwoch war dann auch nicht "die Tage".

Mit selbiger Frage hat mir das weltbeste Teufelchen eine gute Denksportaufgabe gestellt. Ja, ich weiß, ich müßte mal raus, alleine, weg, ohne Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln.

Ganz ehrlich, ich habe keinen Schimmer was ich will!!!

Also probiere ich mal ganz kleine Schritte:

Bin ich glücklich mit meinem Leben? - NEIN
Will ich, dass sich etwas ändert? - JA
Wie soll mein Leben in 10 Jahren aussehen? - ANDERS
Bin ich bereit etwas zu ändern? - Weiß nicht

Das Spielchen könnte ich so den ganzen lieben lange Tag weiter führen...

Vielleicht sollte ich erst einmal mein Gefühlschaos ordnen und mich dann auf mein Leben konzentrieren. Oder sollte ich erst mein Leben ordnen, weil sich dann das Gefühlchaos von alleine legt??? Kann ich mein Leben kurz mal abspeichern und was ausprobieren???

Ich glaube ja, ich bin "hinschmeiß" geschädigt. Das hab ich mit meiner ersten große Liebe gemacht, als es nicht mehr so lief, wie ich es mir vorgestellt habe, habe ich die Flinte ins Korn geschmissen und mich jahrelang hinterher gefragt, was wohl gewesen wäre, wenn ich damals versucht hätte an der Beziehung zu arbeiten. Seit dem arbeite ich an jeder Beziehung wie blöde - siehe der falsche Mann...

Ich denke, was mich am meisten schreckt, ist noch nicht einmal der Gedanke alleine zu sein, ich wär's ja nicht, ich hab die Kleine. Ich würde ein fürchterlich bequemes Leben aufgeben, stände mit der Kleinen vorm Nichts und das ist wirklich so gemeint wie geschrieben. Denn es ist die Wohnung des Mannes an meiner Seite, in der wir leben. Was hier mir gehört ist ein Bettgestell für die Kleine ohne alles, ein Kindertisch, -stuhl und -hocker. Eventuell noch ein Bücherregal, aber dafür müßte ich mir nochmal die Kassenbons von Ikea angucken, wer das bezahlt hat. Keine Wohnung, keine Möbel, kein Job, kein Geld, das ist nicht unbedingt die Grundlage auf der ich ein neues Leben anfangen will. Die meisten Versicherungen haben wir gemeinsam, zurück zu meinen Eltern kann ich und will ich auch gar nicht. Erstens ist dann der Kita-Platz für die Kleine weg und zweites meine Mutter würde mich in den Wahnsinn treiben. An meine erzkonservative Mutter, der das nach außen wichtiger ist als alles andere, da möchte ich nicht mal drüber nachdenken, was sie mir erzählen würde, wenn ich ihr mitteilte, dass der Mann an meiner Seite und ich nicht mehr sind.

Ich habe Angst, dass die Kleine es nicht verkraften könnte, ich habe Angst, dass es der größte Fehler meines Lebens ist, weil ich grad einfach nur verwirrt bin, weil mich ein anderer Mann begehrenswert findet/fand, wie auch immer. Das das Gefühlschaos den Wunsch nach Veränderung ausgelöst hat.

Aber andererseits, wenn ich so auf mein Leben im hier und jetzt blicke, dann ist das nicht das, an das ich mich im Hohen Alter zurück erinnern möchte. Ich gehe arbeitenbin arbeiten gegangen, kam heim, hab aufgeräumt, hab die Kleine aus dem Kindergarten geholt, Abendessen gemacht, Sofa, Fernseher, Bett, Tag zu Ende. Das ist nicht, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber würde es anders sein, wenn ich jetzt ausbrechen würde?

Dienstag war dann schon mal nicht "die Tage", da werde ich nachher das Handy beim Sport nicht in den Spint stecken. Eine Klatsche auf dem Crosstrainer, das ist auch mal was Neues.

Hab ich erwähnt, dass das weltbeste Teufelchen heute ihren schicken neuen Koffer packt und übers Wochenende nicht zu Hause ist. Ich könnte also sturmfrei haben. Wenn ich wollte. Wenn ich es bräuchte.
Ich kann kaum glauben, dass es erst 10 Tage her ist, da war ich felsenfest überzeugt, dass ich diese Affäre dringender brauche als die Luft zum Atmen und heute? Ich will wissen, was er mir sagen will. Aber ob ich im Zweifel gleich darauf mit ihm ins Bett steige, irgendwie weiß nicht.

Nebenbei: Heute vor 3 Wochen habe ich ihn das letzte Mal gesehen.

NACHTRAG
Er tobte gestern auch noch über mein stay-Profil. Nun bin ich völlig verwirrt, was wollte er denn da??? Grundlegendes wird sich dort nicht verändern oder hat er sich Fotos angeguckt??? Ich dachte, ich bin die bedepperte, die angeschickert den Laptop hochkant stellt, weil es Männer gibt, die nicht in der Lage sind Fotos ordentlich hochzuladen, aber trotzdem zum dahinschmelzen ausschauen...

Natürlich gehöre ich zu den vermutlich 97,4 % der Frauen, die ihre Verflossenen fein säuberlich in Schuhkartons verpacken.

Da ich ja nun sowieso schon am Sonntag da war, hab ich mich also in mein altes Kinder-/Jugendzimmer verzogen, die Tür hinter mir verschlossen und klammheimlich seinen Schuhkarton hervorgekramt. Darin herumgewühlt, bedächtig über alte Briefe gestrichen, die Heulattacken mühsam herunter geschluckt. Mich über Fotokisten hergemacht, panisch geworden, weil ich keine Bilder von ihm gefunden hab, ich fand sie dann einen Schrank weiter, muß ich wohl vergessen haben, dass ich sie nie aus der Fototasche geräumt habe. Und dann war noch die Suche nach dem Kalender. Egal wo ich auch schaute, er war nicht da. Bis der Papa hilfebietend meinte, auf dem Dachboden wäre noch die ein oder andere Kiste. Ich und der Dachboden. Wir haben einen etwas komplizierte Beziehung. Bin ich bisher eher der Typ gewesen, der in dieser Situation unsicher lächelte und stammelte "öhm, gehst Du kurz gucken, ich warte lieber", hatte ich diesmal schneller die Leiter der Hand als Lucky Luke's Schatten seinen Colt ziehen kann. Behände hüpfte ich über die Einstiegsluke und arbeitete mich Kiste für Kiste durch. Natürlich fand ich ihn in der letzten, als ich schon aufgeben wollte. Ich drücke ihn kurz an mich, grinste genauso lange seelig und verstaute ihn dann ordentlich in meiner Handtasche. War doch eh für's weltbeste Teufelchen...

Der Montag Morgen ließ mich beinahe strahlend aufwachen, es war 5:12 Uhr und die Kleine hatte ihrer Meinung nach ausgeschlafen.
Aber mein Teufelchen hatte sich ja zum Frühstückskaffee angekündigt, da würde wir dann gemeinsam uns durch den Mist durcharbeiten. Und dann in drei oder vier Wochen würde ich endlich wieder "normal" ticken. Welch herrlicher Gedanke.

Anders. Denn halb im Losgehen erinnerte sich das weltbeste Teufelchen, dass ER auf ihrer Seite herumgetobt war. Also hockten wir in windeseile vom Rechner und was prangte dort in meiner mailbox:

sorry nochmal.
ich melde mich die tage mal über handy.
nicht antworten
sorry

Das war's dann wohl mit in drei oder vier Wochen.

Wenigstens das weltbeste Teufelchen konnte nicht mehr aufhören im Kreis zu grinsen. Ja, sie hatte es mir vorausgesagt und er hat glatte 8 Tage durchgehalten, den Kontakt abzubrechen.

Ich muss ja gestehen, jetzt bin ich schon ein bissl neugierig. Was will er mir erzählen??? Die kleine Romantikerin weiß genau was sie hören will, aber es wird wohl doch eher die Klatsche à la "ich werde Vater" werden.

Wochen-Resümee

Nur noch eine Woche freigestellt,
aber immer noch 154 Tage bis Hartz IV.
Eine Absage, ein "wir melden uns, wenn wir Ihre Unterlagen geprüft haben", gestern noch eine Bewerbung rausgeschickt.

Die Waage ist noch nicht gnädiger: 77,6 kg, aber wenigstens weniger.
Nachdem ich im Sportstudio mehr durch Ab- denn durch Anwesenheit geglänzt habe, war ich nun in der letzten Woche gleich 3x da, ob ich das allerdings durchhalte wage selbst ich zu bezweifeln.

Ich schnuppere jetzt "Guilty"!!!

Meine im Kleiderschrank dominierende Farbe ist nun schwarz und meine geliebten Turnschuhe gucken etwas traurig, weil sie immer öfter gegen die schicken Stiefeletten den kürzeren ziehen.

Mein Handy schweigt grabesstill, mein sein-e-mail-account genauso, auch wenn ich todesmutig jeden Tag auf's neue die hartnäckige Spinne dort vertreibe, die mir erklärt, dass hier eh nix mehr passiert und ich gefälligst ihre schicken Weben in Ruhe lassen soll, ich entstaube "empfangen" und entschuldige mich dann bei ihr, das ich ihr Netz wieder kaputt gemacht haben.

bei mir:

ich fühle mich herzlos, weil ich versuche die Beziehung zum Mann an meiner Seite zu halten, weil ich ich möchte, dass meine Tochter glücklich ist, weil es gewohnt ist. Natürlich habe ich noch Gefühle für ihn, wir sind über 8 1/2 Jahre zusammen, das ist eine lange gemeinsame Zeit, aber sie sind einfach nicht mehr so stark, so überwältigend, so einzigartig. Ich sehne mich nach dem falschen Mann, das mich in eine Ecke verkriechen und heulen will, bis ich keine Tränen mehr hab.

ich fühle mich schlecht, weil ich genervt von meiner Mama bin. Ja, sie ist wirklich kauzig, dennoch sie ist meinen Mama und bisher konnte ich es mit stoischer Gelassenheit ganz gut ertragen. Sie wird bald 70, von daher wird mir über kurz oder lang nicht mehr allzu viel Zeit mit ihr bleiben, aber trotzdem mag ich nicht mehr.

das ich den Schlüssel nicht finden will, um mein Herz zu verschließen.

ich hab immer noch den Sensor Excel vom falschen Mann und den werde ich auch nicht hergeben. Du hast bestimmt nichts mehr von mir!


beim falschen Mann:

er mag Sushi - ich auch
sein Lieblingscocktail MaiTai - meiner auch
er trinkt seinen Latte Macchiato mit so viel Zucker, dass ich befürchtete für mich bleibt keiner mehr übrig
wir haben beide ein Handy vom gleichen Hersteller, er hat seins zwar nur irgendwie irgendwo bekommen und ist nicht so begeistert, ich liebe meins
wir haben 2006 zeitgleich für das gleiche Unternehmen gearbeitet
er kennt meinen Stamm-Chinesen und hat da auch schon gut Geld gelassen

Okay, das sind allesamt keine Fehler sondern Gemeinsamkeiten, ich weiß, sie fielen mir aber grad wieder ein.

Fehler (in wertfreier Reihenfolge):

er hält mich für bescheuert, als ich ihm die ca. Summe der Tierarztkosten für mein Platinkaninchen (keine neue Rasse, ich krieg bloß bestimmt bald eine Platinkundenkarte in der Tierklinik) erzählt habe. Er würde es eher um die Ecke bringen, als zu besagter Klinik. Gut, das ich nicht mehr dazu kam, ihm zu erzählen, dass ich meinem Kaninchen das Futter handverlese, keine grünen Ringe, Knubbel etc. Mein Platinhäschen würde ihn allerdings auch nicht allzu sehr mögen, denn auf Männer steht das Kerlchen nicht wirklich. Das der falshe Mann keine Skrupel hat Katzenbabies zu töten, ist der eigentliche gravierende Fehler.

das er trotz Freundin und der Tatsache, dass ich ihm mein Herz und meine Gefühle ausgeschüttet habe, trotzdem eine Affäre in Betracht gezogen hat, spricht auch nicht grad für seinen Charakter.

das er immer noch irgendwelchen Leuten, warum auch immer, in dunklen Ecken Schläge verabreicht, ist genauso ein schlechter Zug.


beim Mann an meiner Seite:

die "was machen wir am Wochenende"-Planung hat er mir wieder überlassen, gut er musste am Samstag arbeiten und danach waren wir mit dem weltbesten Teufelchen verabredet zwecks Beratung beim Notebookkauf. Aber ich musste ihn mehrmals dran erinnern seine Mama anzurufen und zu fragen, ob wir die Kleine bei ihr parken können. Hätt ich zwar auch selbst machen können, aber es war ja ursprünglich mal seine Idee. Es kam kein "geht ihr spazieren und sammelt Blätter, damit wir ein Herbstbild basteln können", nein, natürlich nicht, warum sollte er jetzt damit anfangen. Aber die Sonntag-Planung hat er übernommen, Winterreifen aufziehen und Mittag bei meinen Eltern, Entenbraten-Probelauf für Weihnachten. Paßt grad so perfekt in meinen ich-will-10-kg-weniger-haben-Plan. Und gemeinsam machen wir wieder nichts.

hab ich ihm erzählt, dass ich zum Frühstück Müsli esse? JA! Hat er mir trotzdem ein Brötchen aufgebacken? JA!

selbst meine deutliche Ansage, dass es so nicht weiter gehen kann, vor inzwischen fast 3 Wochen hat NICHTS passieren lassen. Er macht genauso weiter, als hätte ich nie etwas gesagt. Dabei hat er mir ja zwischen den Zeilen sogar zugestimmt, dass sich etwas ändern muss.

er sagt immer nur "wir müssten mal wieder" und das war's dann. "Wir müssten mal wieder die Kleine über Nacht abschieben" warum kommt kein "die Kleine schläft am Wochenende bei XY und wir gehen indisch Essen"???

Nach einer Woche des nächtlichen Hin- und Herwälzens, habe ich endlich mal wieder fast ruhig durchgeschlafen. Die romantischen Momente mit dem falschen Mann, die mein Unterbewußtsein sich ausgesponnen hatDen Sch*iß, den ich geträumt hab, laß ich lieber unerwähnt.

Eigentlich müßte der falsche Mann ja an diesem Wochenende arbeiten, er erzählte, namentlich für die Venus in Berlin geordert zu sein.

Hhm, bin ich gemein, wenn ich mich frage, ob SIE ihm das erlaubt???

Wenn er hier in der Nähe wäre, hätte ich ihn heute bestimmt wieder gesehen... *schnief*

Selbst beim aushäusigen Frühstück mit dem weltbesten Teufelchen fanden wir kein anderes Thema.

Mal ehrlich, welcher Mann sagt "leb wohl", das klingt unmännlich, um es mal gaaaaanz harmlos zu formulieren.
Und "seine Freundin", er hat sie mir gegenüber immer als "seine Kleine" bezeichnet...

Sehr clever übrigens, falscher Mann, so kannst Du eine Frau wenigstens nie versehentlich mit dem falschen Namen ansprechen. "Seine Kleine" war ich nämlich auch schon...


Hhm, die ändert wohl auch grad nix...

11 Uhr, heute. Danke, wer auch immer da aufpaßt, dass ich meine moralischen Grundsätze dann eben doch nicht über den Haufen werfe. Dachte eigentlich, dass ich inzwischen alt genug bin, selbst zu entscheiden.

Hab die erste Zigarette des Tages am Türrahmen des Gästezimmers beim weltbesten Teufelchen geraucht und hätte heulen können. Da, er und ich, auf der schneeweißen Couch, ineinander geschlungen, vereint, Kopfkino FSK 21.

Wie gerne wäre ich zu seiner Wohnung gefahren, gucken, ob er da ist. Und dann??? Ihm für's gebrochene Herz eine runter hauen? Von ihm gesehen werden? Von ihr gesehen werden? Enttäuscht, weil er gar nicht da ist?
Nein, ich kann schlicht und einfach nur das machen, was er von mir erwartet. Nichts tun, mich zurückziehen, leise vor mich hinleiden, ihn unbemerkt beobachten und hoffen.

Möge mein Teufelchen recht behalten, wenn sie nicht glaubt, dass das das Ende ist.