26
Okt
2010

Das Leben im Schuhkarton

Natürlich gehöre ich zu den vermutlich 97,4 % der Frauen, die ihre Verflossenen fein säuberlich in Schuhkartons verpacken.

Da ich ja nun sowieso schon am Sonntag da war, hab ich mich also in mein altes Kinder-/Jugendzimmer verzogen, die Tür hinter mir verschlossen und klammheimlich seinen Schuhkarton hervorgekramt. Darin herumgewühlt, bedächtig über alte Briefe gestrichen, die Heulattacken mühsam herunter geschluckt. Mich über Fotokisten hergemacht, panisch geworden, weil ich keine Bilder von ihm gefunden hab, ich fand sie dann einen Schrank weiter, muß ich wohl vergessen haben, dass ich sie nie aus der Fototasche geräumt habe. Und dann war noch die Suche nach dem Kalender. Egal wo ich auch schaute, er war nicht da. Bis der Papa hilfebietend meinte, auf dem Dachboden wäre noch die ein oder andere Kiste. Ich und der Dachboden. Wir haben einen etwas komplizierte Beziehung. Bin ich bisher eher der Typ gewesen, der in dieser Situation unsicher lächelte und stammelte "öhm, gehst Du kurz gucken, ich warte lieber", hatte ich diesmal schneller die Leiter der Hand als Lucky Luke's Schatten seinen Colt ziehen kann. Behände hüpfte ich über die Einstiegsluke und arbeitete mich Kiste für Kiste durch. Natürlich fand ich ihn in der letzten, als ich schon aufgeben wollte. Ich drücke ihn kurz an mich, grinste genauso lange seelig und verstaute ihn dann ordentlich in meiner Handtasche. War doch eh für's weltbeste Teufelchen...

Der Montag Morgen ließ mich beinahe strahlend aufwachen, es war 5:12 Uhr und die Kleine hatte ihrer Meinung nach ausgeschlafen.
Aber mein Teufelchen hatte sich ja zum Frühstückskaffee angekündigt, da würde wir dann gemeinsam uns durch den Mist durcharbeiten. Und dann in drei oder vier Wochen würde ich endlich wieder "normal" ticken. Welch herrlicher Gedanke.

Anders. Denn halb im Losgehen erinnerte sich das weltbeste Teufelchen, dass ER auf ihrer Seite herumgetobt war. Also hockten wir in windeseile vom Rechner und was prangte dort in meiner mailbox:

sorry nochmal.
ich melde mich die tage mal über handy.
nicht antworten
sorry


Das war's dann wohl mit in drei oder vier Wochen.

Wenigstens das weltbeste Teufelchen konnte nicht mehr aufhören im Kreis zu grinsen. Ja, sie hatte es mir vorausgesagt und er hat glatte 8 Tage durchgehalten, den Kontakt abzubrechen.

Ich muss ja gestehen, jetzt bin ich schon ein bissl neugierig. Was will er mir erzählen??? Die kleine Romantikerin weiß genau was sie hören will, aber es wird wohl doch eher die Klatsche à la "ich werde Vater" werden.
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Fegefeuer

Fegefeuer

Das Fegefeuer ist die Qual, die ich über mich ergehen lassen muss.

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